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Entlacken


Wer „Entlacken“ hört, denkt zwangsläufig an Sandstrahl- oder Schleiftechniken. Auch mir ging es jahrelang so. Bis zu dem Tag, an dem ich von dem Entlackungszentrum in Zweibrücken hörte, oder besser in der Oldtimer Praxis las.

Dort gab es zur Einleitung erst mal viel Theorie, die mir die Entscheidung zum chemischen Entlacken einfach machte. Da sich meine Karosserie in einem schlechten Zustand befand, war es umso wichtiger ein schonendes Verfahren zu wählen. Denn was man mit Strahlen zerstört, muss später wieder mühevoll vom Karosseriebauer hergestellt werden. Die Kosten sind zwar ca. doppelt so hoch als beim Strahlen, jedoch werden diese bei der Lackiervorbereitung auch wieder eingespart, weil nach dem Entlacken eine sehr glatte Oberfläche übrig bleibt.

Wenn man sich Rost unter dem Mikroskop mal genauer anschaut, so sitzt dieser in den Tälern und die Bergspitzen sind noch intaktes Material. Bei Strahl- oder Schleiftechniken nimmt man genau diese Bergspitzen ab, die man ja normalerweise erhalten möchte und der Rost sitzt immer noch in den Tälern. Abgesehen davon gelangt man mit dem Strahlen sowieso nicht in jede Ritze. Das können nur Flüssigkeiten. Zusätzlich bleibt Strahlgut in den Hohlräumen zurück, die Nährboden für neuen Rost sein können.

Viele Leute mit denen ich über dieses heikle Thema geredet habe, haben mir allesamt abgeraten !

Zitate:

"Die Säure frisst dir das gesunde Blech auch noch weg.“
„Am Ende wird sich dein Mercury wie eine Coregatabstablette im Zahnputzbecher auflösen.“

Klar die hatten auch keine Ahnung. Jeder hatte auch nur mal was gehört.
Deshalb habe ich zeitnah im Enlackungszentrum in Zweibrücken angerufen und habe mich vom Geschäftsführer Herrn Deller ausführlich aufklären lassen. Schon waren meine Bedenken und Ängste wie „weggespült“.

Fakt ist: Es handelt sich nicht um eine Säure, sondern um Lauge, Wasser und Entlackungsverstärker, was bei Weitem nicht so aggressiv ist. Außerdem wird die Karosserie nach jedem Bad in mühevoller Handarbeit mit Hilfe von Dampfstrahlern kräftig gespült. Bevor der Mercury getaucht werden konnte, mussten erst in alle Hohlräume 4mm große Löcher gebohrt werden. So war gewährleistet, dass sich die Flüssigkeit ungehindert bis in den letzten Winkel meiner Karosserie ausbreiten konnte. Das waren in meinem Fall nur die beiden Schweller und das Dach. Durch die Dachwölbung hätte sich sonst eine große Luftblase gebildet.

Es handelte sich genau um drei Bäder, die der Mercury durchlaufen hat. Das erste Bad hatte eine Temperatur von 80 Grad und dauerte genau 24 Stunden. Nach dieser Zeit konnte man bereits einen großen Teil des Lacks, Unterbodenschutzes und Dichtmasse entfernen. Jedoch war ein weiteres Bad nötig, um auch die hartnäckigsten Rückstände zu entfernen.

Das dritte Bad war das eigentliche Entrostungsbad. Dies hatte eine Temperatur von 40 bis 50 Grad und wurde auch 24 Stunden angewandt. Dabei handelt es sich um phosphorsäurehaltiges Entrostungsmittel mit einem hochwertigen Inhibitor. So wird der Rost entfernt, die angerosteten Metallteile jedoch nicht angegriffen. Mit der Entrostung wird gleichzeitig eine Passivierung auf dem blanken Metallteilen erreicht. Die Verwendung von Phosphorsäure verhindert eine Bildung von korresiven Rückständen auf dem Metall.


 

In Zweibrücken angekommen wird mit Hilfe eines Staplers die Karosse vom Anhänger gehoben und alle Anbauteile und Kleinteile in den Innenraum gelegt. Genau so wurde die Karosse ins Becken getaucht.



So soll er bald aussehen, wie dieser Porsche 356 Capriolet.


 

Hier musste ich meinen Mercury für zwei Wochen zurück lassen.


 

Mit diesem Käfig und einem Kran wird die Karosse in das Bad getaucht.


 

Nach zwei Wochen fertig zum Abholen.


 

Hier packt der Chef noch selbst mit an. Herr Deller vom Entlackungszentrum Zweibrücken.
Der Fachmann auf dem Gebiet der Oldtimer Entlackung. Vielen Dank für die Unterstützung!


 

Hab ich alles? Alle Anbauteile passten in den Transporter.



Da es am Abholtag natürlich regnete, durfte ich noch zwei Stunden lang fleißig die nackte Karosse einpacken. So schnell schaut man nicht, wie der Flugrost kommt.


 

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. So muss das Blech ausgesehen haben, als es 1951 aus der Presse kam. Halt ohne Rostlöcher!
Wenn man genau hinsieht, erkennt man wie das Metall leicht glänzt. Ein Zeichen dafür, wie metallisch die Tauchbäder gewirkt haben.
Fazit: Die chemische Entlackung würde ich wieder genauso machen lassen.
Natürlich mit dieser Firma. Mehr unter www.entlackungszentrum-zweibruecken.de